Es gibt Momente, auf die wir uns lange freuen, ohne genau zu wissen, warum sie uns so fesseln. Bei uns begann alles mit einer einfachen Frage während der nautischen Stunde auf unserer ersten Reise mit AIDAmar. Ein Gast wollte vom Kapitän wissen, welche Hafeneinfahrt für ihn die schönste sei. Wir rechneten mit großen Namen, mit Rio, New York oder Geiranger vielleicht. Doch seine Antwort überraschte uns: Er sagt „Der Schärengarten von Stockholm.“ Wir hatten noch nie wirklich davon gehört.
Seine Aussage lies uns aber nicht mehr wirklich los und seit diesem Tag stand für uns fest, diese besondere Passage einmal selbst zu erleben. Nicht die spektakulären Skylines oder Fjorde, sondern die unzähligen kleinen Inseln, felsigen Küsten und die stillen Buchten, die den Weg nach Stockholm säumen.
Unsere Reise 2025 mit AIDAmar „Städte der Ostsee ab Warnemünde“ war vielleicht die perfekte Gelegenheit. Früh um 4:30 Uhr begann die Einfahrt und das Schönste, durch einen Overnight hatten wir die Chance, die Schären gleich zweimal am frühen Morgen zu erleben. Wenn man eine Reise bucht kennt man das Wetter natürlich nicht und so lagen zwischen Ein- und Ausfahrt etwas mehr als 24 Stunden und somit ergab sich die Chance vielleicht auch brauchbares Wetter zu haben. Hinzu kam natürlich das es kurz nach Mittsommer war und es morgens schon richtig schön hell war.
Für uns hieß es also zweimal kurz nach vier aufzustehen, aber wir nehmen es vorweg, der Morgenkaffee auf dem Balkon war nur selten so schön wie an diesen beiden Tagen. Endlich Wetterglück, also zumindest was das Licht anging. Schon die ersten Minuten auf dem eigenen Balkon machten deutlich, dass es die richtige Entscheidung war so früh aufzustehen. Die Sonne stand noch tief, tauchte die kleinen Inseln in warmes Licht und ließ das Wasser glitzern. Zwischen roten Holzhäusern, kleinen Anlegestellen und einsamen Felsen begann eine Szenerie, die uns sofort in ihren Bann zog. Es war ruhig, friedlich und doch voller kleiner Details und wir wollten keines davon verpassen.
Der Schärengarten von Stockholm ist ein einzigartiges Naturwunder. Über 30.000 Inseln, Schären und Felsen ziehen sich rund 80 Kilometer von Stockholm hinaus bis weit in die Ostsee. Entstanden ist dieses Labyrinth in der letzten Eiszeit. Die gewaltigen Gletscher haben das Gestein abgeschliffen und dabei die typische, rundgeschliffene Form der heutigen Schärenlandschaft hinterlassen.
Aber was genau unterscheidet eigentlich eine Insel von einer Schäre?
Inseln sind so groß, dass dort Menschen leben können, mit Häusern, Straßen oder sogar ganzen Dörfern.
Schären sind meist kleinere, niedrige Felsformationen, die nur spärlich bewachsen sind. Oft findet man dort kaum mehr als Moose, Sträucher oder ein paar Bäume.
Felsen wiederum sind die ganz kleinen Landspitzen, die oft kaum aus dem Wasser ragen, sie können für die Schifffahrt durchaus gefährlich sein, sind aber Teil dieser besonderen Landschaft.
Schon seit Jahrhunderten haben die Schären für die Menschen eine besondere Bedeutung. Früher dienten sie Fischern und Handelsschiffen als Rückzugsorte, heute prägen vor allem Sommerhäuser, kleine Häfen und Leuchttürme das Bild. Besonders die typisch roten Holzhäuser zwischen Kiefern und Felsen machen den Schärengarten so unverwechselbar.
Es ist wohl genau diese Mischung aus Natur, Geschichte und Idylle, die den Schärengarten wohl zu einem der faszinierendsten Küstengebiete Europas macht.
Am ersten Tag empfing uns der Schärengarten mit kräftigem Wind. Eigentlich begleitete er uns ja schon die gesamte Reise, doch hier schien er noch einmal zeigen zu wollen, was er kann. Er zerrte spürbar an den Objektiven und obwohl AIDAmar langsam durch die Schären fuhr und das Wasser fast glatt wirkte, schaukelte das Schiff beständig im Wind.
Wir entschieden uns deshalb, die Einfahrt nach Stockholm nicht oben an Deck, sondern von unserem Balkon aus zu erleben. Dort war es zumindest ein wenig geschützter und so konnten wir die vorbeiziehenden Inseln, Häuser und Stege in Ruhe beobachten, filmen und fotografieren und das ganz wunderbar mit einer Tasse Kaffee in der Hand und dem Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.
Übrigens viele weitere Bilder aus dem Schärengarten findet ihr Hier und Hier.
Solche kleinen Inseln, wie auf dem Bild darüber sind es, die den Schärengarten so besonders machen. Ein paar Bäume, ein schmaler Felsrücken und manchmal ein kleiner Leuchtturm, der wie ein stiller Wächter am Rand der Fahrrinne steht. Gerade im weichen Morgenlicht wirken diese Orte fast unwirklich, als wären sie eigens für diese Fahrt in Szene gesetzt.
Die Sonne stand noch tief und tauchte das Wasser und die Inseln in ein warmes, goldenes Licht. Jeder Kilometer eröffnete neue Ausblicke. Winzige Felsen im glitzernden Wasser, bewachsene Inseln mit Bootshäusern und immer wieder kleine Leuchttürme, die uns an den Weg erinnerten.
Für uns fühlte sich die Passage wie eine romantische Reise durch eine eigene Welt an. Es war so unfassbar ruhig, friedlich und dennoch voller Eindrücke, die wir so schnell nicht vergessen werden. Der Kapitän damals hatte nicht zu viel versprochen.
Immer wieder wechselten wir die Objektive an der Fotokamera. Wir filmten und fotografierten und wir liebten einfach, was wir durch den Sucher sahen. Egal ob mit dem Weitwinkel für die Totalen oder mit dem Teleobjektiv für kleine Details in der Ferne. Es war in jeder Perspektive wunderschön.
Gerade auch das letzte Bild zeigt für uns sehr gut, was die Schären ausmacht. Zwischen den grünen Bäumen eröffnet sich der Blick auf das Wasser und dahinter liegt ein kleines Sommerhaus, fast versteckt inmitten der Natur. Es sind diese stillen Szenen, die uns beim Fotografieren besonders berührt haben. Klein, unscheinbar und doch voller Ruhe und Schönheit.
Wenn ihr einmal in Stockholm seid und nach all den Eindrücken dieser großartigen Stadt Lust auf Natur oder einfach nur auf etwas ganz anderes habt, gönnt euch unbedingt eine Fahrt durch den Schärengarten. Wir können euch versprechen, ihr werdet es nicht bereuen.
Zwischen all den stillen Momenten begegneten uns auch Szenen voller Bewegung. Immer wieder kreuzten kleine Segelboote unseren Weg, die sich mit ihren weißen Segeln vom dunklen Grün der Wälder abhoben. Gerade an diesem Morgen mit dem kräftigen Wind wirkten sie fast so, als gehörten sie untrennbar zum Schärengarten. Vielleicht als Sinnbild für Freiheit und das enge Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur in dieser besonderen Landschaft.
Für uns war es ein besonderer Reiz, solche Motive mit dem Teleobjektiv einzufangen. Auf den ersten Blick wirkt die Szenerie ruhig, doch durch die längere Brennweite spürt man förmlich, wie das Boot gegen den Wind arbeitet, wie die Segel ziehen und das Wasser auf der Oberfläche aufbricht. Gleichzeitig bleibt der Hintergrund weich und dicht, sodass das Boot fast wie ein gemaltes Detail in die Landschaft gesetzt wird. Genau solche Momente zeigen, wie abwechslungsreich diese Fahrt ist. Mal verträumt und still, mal lebendig und voller Dynamik.
Neben all den kleinen Inseln und Holzhäusern tauchten immer mal wieder auch Bauwerke auf, die an die lange Geschichte dieser Region erinnern. Besonders eindrucksvoll war dieser alte Festungsturm bei der Einfahrt nach Stockholm. Mit seinen dicken Mauern wirkt er wie ein stummer Zeuge vergangener Zeiten, als der Schärengarten nicht nur idyllischer Rückzugsort, sondern auch strategisch wichtiger Zugang zur Stadt war.
Gerade solche Kontraste machen die Passage so spannend. Mal fahren wir an modernen Sommerhäusern vorbei, mal an historischen Festungen. Für uns war das ein weiterer Beweis, dass der Schärengarten weit mehr ist als nur eine hübsche Kulisse, er ist eine lebendige Mischung aus Natur, Kultur und Geschichte.
Nach rund fünf Stunden Fahrt durch die Schären erreichten wir schließlich die schwedische Hauptstadt Stockholm und verbrachten dort einen wirklich schönen Tag. Darüber werden wir euch aber erst im nächsten Blogartikel berichten.
Am folgenden Morgen klingelte erneut der Wecker sehr früh. Als wir den Balkon betraten, waren die Vorbereitungen für das Ablegen schon fast abgeschlossen. AIDAmar war nicht mehr am Landstrom, die Brücken zum Gate waren bereits entfernt und auch die Ausgänge schon verschlossen. Mit dem Bug lagen wir in Richtung Stockholm, sodass wir kurz nach dem Ablegen eine 180°-Drehung machten. Ein Manöver, das uns noch einmal einen großartigen Blick auf die Stadt schenkte.
Anschließend zog es uns hinauf an Deck. Heute war der Wind deutlich angenehmer als am Vortag und so konnten wir die ersten Kilometer der Ausfahrt von oben genießen. Der Blick über das weite Wasser, die Inseln im Morgenlicht und die langsam kleiner werdende Skyline von Stockholm machten diesen Moment zu einem ganz besonderen Abschluss unserer Zeit im Schärengarten.
Wir hatten an diesem Tag gefühlt unendlich Zeit, denn erst am nächsten Morgen sollten wir Danzig erreichen. Doch für den Schärengarten reichte die Zeit trotzdem wieder nicht. Es gibt dort einfach so viel zu entdecken. Jede Kurve, jede Insel eröffnet neue Eindrücke, und man hat das Gefühl, die Fahrt könnte ewig so weitergehen.
Wir waren an diesem Morgen auch nicht allein an Deck. Viele Mitreisende zog es bereits am frühen Morgen in die Sonne, um sich diese wirklich ganz besondere Passage nicht entgehen zu lassen. Es lag eine stille Begeisterung in der Luft, ein gemeinsames Staunen darüber, wie wunderschön die Fahrt durch den Schärengarten ist.
Mit der Ausfahrt begann für uns aber auch ein letzter, stiller Abschied vom Schärengarten. Die Sonne stand nun schon etwas höher und spiegelte sich auf der Wasseroberfläche, sodass das ganze Bild in warmes Licht getaucht war. Vom Deck aus wirkte es fast so, als würde AIDAmar einen glitzernden Weg zwischen den Inseln entlangziehen.
Wir standen lange an der Reling, ließen den Blick schweifen und versuchten, jeden dieser Eindrücke in uns aufzusaugen. Hinter jeder Biegung öffnete sich ein neuer Horizont, und doch wussten wir, dass es bald vorbei sein würde. Es war ein Moment zwischen Dankbarkeit und Wehmut, denn so wunderschön diese Fahrt war, so schwer fiel es, sie hinter uns zu lassen.
Neben all den malerischen Inseln, Segelbooten und roten Holzhäusern gehören auch Szenen wie diese dazu, ein kleines Arbeitsboot mit Kran, darauf ein grünes Quad und ein Hund, der aufmerksam das Geschehen beobachtet. Für uns war das ein spannender Moment, weil er zeigt, dass der Schärengarten nicht nur idyllische Kulisse für Besucher ist, sondern vor allem Lebens- und Arbeitsraum für viele Menschen. Zwischen Ferienhäusern und Naturidylle spielt sich hier eben auch ganz normaler Alltag ab – nur eben auf dem Wasser.
Insgesamt haben wir rund zehn Stunden im Schärengarten vor Stockholm verbracht und wirklich jede einzelne Minute genossen. Natürlich hatten wir großes Glück mit dem Wetter, das uns die regnerischen und und stürmischen Tage zuvor fast vergessen ließ. Doch selbst ohne Sonne wäre diese Fahrt ein Erlebnis gewesen. Für mich persönlich war sie das eigentliche Highlight der gesamten Reise.
Ich bin unserem ersten Kapitän bis heute dankbar für seine Antwort damals in der nautischen Stunde. Ohne seine Worte hätten wir den Schärengarten vielleicht nie mit eigenen Augen gesehen, sondern wären wieder im wunderschönen Norwegen unterwegs gewesen. So aber durften wir dieses einmalige Naturspektakel erleben. Ein Mosaik aus Felsen, Inseln, Häusern und Licht, das uns für immer in Erinnerung bleiben wird.
Und doch wissen wir und ihr ja auch, man kann solche Momente nicht wirklich beschreiben. Man kann sie auch nur sehr schwer in einem Bild oder Video festhalten. Am besten erlebt man sie einfach selbst. Das Leben ist zu kurz, um alles auf irgendwann zu verschieben. Die Zeit ist jetzt, denn wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist vielleicht die vorüber, in der man kann.
aida aidamar ausleuchtung Bitterfeld bitterfelder bogen dalsnibba ersteindruck estland filmen finnland Fotobuch Fotobuch Professional Line fotografie Fotoprodukte fotospot geiranger goitzsche gotland helsinki hiddensee hobbyfotografie kreuzfahrt leidenschaft lettland location Makro Makrofotografie muldewiesen nachgedacht norwegen ostsee Review riga Saal Digital schweden schärengarten smallrig stockholm tallinn Test video videografie visby vogelfotografie zv-e1