Um 4:00 Uhr in der Früh verließen wir Tallinn und keine fünf Stunden später, gegen 8:30 Uhr, liefen wir bereits in den Hafen von Helsinki ein. Die Überfahrt war kurz, fast wie ein Sprung über die Ostsee, und doch fühlte es sich an wie der Eintritt in eine neue Welt.
Finnland, oft als „Land der tausend Seen“ bezeichnet, hat für viele etwas Geheimnisvolles. Endlose Wälder, klare Luft und eine Natur, die in jeder Jahreszeit ihr eigenes Gesicht zeigt. Doch neben dieser Weite und Stille gibt es auch die lebendige, weltoffene Seite des Landes, seine Hauptstadt Helsinki. Direkt am Finnischen Meerbusen gelegen, verbindet die Stadt den Blick hinaus aufs Meer mit der Nähe zu den unzähligen Inseln des Schärengartens.
Helsinki ist jung und modern, und doch spürt man an vielen Ecken die Traditionen, die dieses Land geprägt haben. Vom klassizistischen Dom bis hin zur pulsierenden Designszene, Helsinki ist ein Ort, an dem Gegensätze nicht im Widerspruch stehen, sondern ein harmonisches Ganzes ergeben.
Ursprünglich hatten wir einen Shuttlebus in die Innenstadt gebucht, denn der Weg vom Industriehafen hinein nach Helsinki ist schlicht zu weit, um ihn gemütlich zu Fuß zu gehen. Doch auch an diesem Tag meinte es das Wetter nicht gut mit uns – graue Wolken und Nieselregen bestimmten das Bild. Also entschieden wir uns kurzerhand um und griffen erneut auf den Hop-On-Hop-Off-Bus zurück.
Damit konnten wir erst einmal eine ausgedehnte Runde durch die Stadt drehen, bequem vom Oberdeck aus – trocken, mit weitem Blick und der Möglichkeit, jederzeit auszusteigen, sobald uns ein Ort besonders reizte. Unser Plan: Helsinki zunächst auf diese Weise in seiner ganzen Breite erleben und später die Innenstadt noch einmal zu Fuß erkunden. Eine Kombination, die sich schon in Tallinn bewährt hatte – und die uns auch hier die nötige Flexibilität schenkte.
Während der Busfahrt regnete es ununterbrochen. Das Dach des Busses war geschlossen und dadurch Filmen oder fotografieren nicht wirklich möglich und hätte schlicht auch keinen Sinn ergeben. Erst als wir im Zentrum von Helsinki ausstiegen, hörte der Regen mal auf und die Stadt zeigte sich endlich von einer etwas freundlicheren Seite.
Unser erstes Foto machten wir am Marktplatz. Im Hintergrund erhebt sich ein klassizistisches Gebäude, das zusammen mit den umliegenden Fassaden diesen Teil des Platzes prägt. Rechts im Bild sieht man bereits die goldenen Kuppeln der Uspenski-Kathedrale, ein Vorgeschmack auf das, was uns wenig später erwartete.
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Hier, zwischen Kopfsteinpflaster und prunkvollen Bauten, schlägt vielleicht so etwas wie das Herz Helsinkis. Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Politik und Kultur seit Jahrhunderten zusammenkommen.
Nachdem ich die Universität fotografiert hatte, drehte ich mich einfach um und schon bot sich mir ein ganz anderes Bild. Statt klassizistischer Fassaden öffnete sich der Blick hinunter zum Stadthafen von Helsinki.
Hier herrscht immer Bewegung. Fähren, Ausflugsboote und kleine Schiffe kreuzen das Wasser, verbinden die Stadt mit den unzähligen Inseln des Schärengartens oder bringen Einheimische und Touristen zu ihren Zielen. Die Mischung aus historischen Gebäuden am Ufer und modernen Bauten im Hintergrund zeigt sehr schön, wie vielfältig Helsinki ist.
Dieses Bild entstand quasi im selben Moment wie das vorherige und doch wirkt es, als lägen zwei völlig verschiedene Welten nur wenige Schritte voneinander entfernt. Genau das macht vielleicht den Reiz der finnischen Hauptstadt aus. Die ständigen Kontraste zwischen Geschichte, Moderne und dem allgegenwärtigen Meer.
Helsinki war der nördlichste und zugleich am weitesten entfernte Ort unserer Reise und doch gab es dort einen Moment, der uns schmunzeln ließ. In einem kleinen Souvenirladen mitten in der finnischen Hauptstadt traf meine Frau tatsächlich auf Menschen, die sie aus Bitterfeld kennt.
Es sind diese Begegnungen, die einem zeigen, wie klein die Welt manchmal ist. Tausend Kilometer von zu Hause entfernt, in einer fremden Stadt, und doch kreuzen sich plötzlich bekannte Wege. Eine kleine Anekdote am Rande aber eine, die wir bestimmt nicht so schnell vergessen werden.
Zwischen all den großen Bauwerken, Plätzen und Eindrücken darf es manchmal auch ein kleiner Blick sein, der hängenbleibt. Während wir durch Helsinki spazierten, fiel mir diese Blüte ins Auge, leuchtend, farbintensiv und voller Leben, trotz des grauen Wetters ringsum.
Solche Aufnahmen gehören für mich genauso dazu wie die „klassischen“ Sehenswürdigkeiten. Denn sie erinnern daran, dass es oft die kleinen Dinge sind, die einem Tag seine besondere Note geben. Ein kurzer Moment der Ruhe, ein Detail am Wegesrand und schon speichert man die Reise nicht nur als Ort, sondern auch als Gefühl.
Nach einem kurzen Fußweg vom Hafen aus erhebt sie sich vor uns. Die Uspenski-Kathedrale, deren rote Backsteinfassade schon von weitem ins Auge fällt. Erbaut wurde sie zwischen 1862 und 1868, in einer Zeit, als Finnland noch zum Russischen Kaiserreich gehörte. Mit ihren 13 vergoldeten Kuppeln gilt sie bis heute als die größte orthodoxe Kirche Westeuropas.
Man sagt, dass die Architekten sich vom byzantinischen Stil inspirieren ließen und tatsächlich erinnert die Kathedrale eher an Moskau als an Helsinki. Besonders auffällig ist ihre Lage: Auf einem Felsen thronend, wirkt sie wie eine Burg über der Stadt, und schon der Aufstieg dorthin verleiht dem Besuch etwas Feierliches.
Es ist faszinierend, wie sehr diese Kathedrale auch heute noch ein Symbol für die wechselvolle Geschichte Finnlands ist. Zwischen westlichem Einfluss und russischem Erbe und doch wirkt sie nicht fremd, sondern wie ein fester Bestandteil Helsinkis, der die Vielfalt und Offenheit der Stadt unterstreicht.
Schon von weitem erkannten wir, dass dieses besondere Bauwerk das Bild der Stadt beherrscht. Der Helsinki Dom mit seiner markanten weißen Fassade und den grün-goldenen Kuppeln. Auch wenn er während unseres Aufenthalts teilweise von Baugerüsten verdeckt war, ließ sich seine beeindruckende Wirkung nicht verbergen.
Der Dom wurde im 19. Jahrhundert als lutherische Hauptkirche Finnlands errichtet und ist ein Meisterwerk des Klassizismus. Geplant vom Architekten Carl Ludwig Engel, der auch viele andere Bauten rund um den Senatsplatz entwarf, wurde er zwischen 1830 und 1852 erbaut. Ursprünglich war er dem russischen Zaren Nikolaus I. gewidmet, nach der Unabhängigkeit Finnlands jedoch schlicht als Dom bekannt.
Die weißen Wände wirken bei Sonnenschein fast blendend, an grauen Tagen dagegen umso würdevoller. Gemeinsam mit der breiten Freitreppe, die direkt zum Senatsplatz hinunterführt, bildet der Dom eine Kulisse, die man sofort mit Helsinki verbindet.
Die Größe und Klarheit des Bauwerks, spiegelt dann irgendwie wohl das wider, was Helsinki ausmacht. Eine gewisse Ruhe, die trotzdem kraftvoll wirkt. Für uns war der Besuch trotz Baustelle ein Muss, schließlich gehört der Dom zu den Orten, die man gesehen haben muss, wenn man schon einmal in Helsinki ist.
Auf dem Senatsplatz findet man nicht nur die großen klassizistischen Bauwerke und den mächtigen Dom, sondern auch dieses moderne „Helsinki“-Schild, das wie ein Bilderrahmen wirkt. Dahinter steht das Denkmal von Zar Alexander II., das 1894 errichtet wurde. Es erinnert an die Zeit, als Finnland noch ein autonomes Großfürstentum unter russischer Herrschaft war.
Das Denkmal zeigt Alexander II. als Reformer, flankiert von Figuren, die Recht, Kultur und Arbeit symbolisieren. Für die Finnen ist es bis heute ein Symbol für die kurze Phase größerer Eigenständigkeit innerhalb des russischen Reiches, bevor härtere Zeiten folgten.
Dass sich das Denkmal heute mit einem modernen Schriftzug „Helsinki“ präsentiert, wirkt fast wie ein Sinnbild: Die Stadt verneigt sich vor ihrer Geschichte, rahmt sie aber zugleich in ein neues, weltoffenes Bild. Ein beliebter Fotospot für Touristen und ein schöner Moment für uns, die Lebendigkeit dieses Platzes aufzusaugen.
Die Veranstaltung auf dem Senatsplatz war für unseren Geschmack einfach zu groß und zu voll und als sich am Himmel bereits wieder dunkle Wolken zusammenzogen, entschieden wir uns, den Rückweg zu unserem Bus anzutreten. Auf dem Weg kamen wir noch in einen kleinen Park ganz in der Nähe des Marktplatzes.
Zwischen Blumenbeeten und einer schlichten Brunnenfigur herrschte eine ganz andere Stimmung, ruhig, fast zurückgezogen, während im Hintergrund schon der große Havis-Amanda-Brunnen zu erkennen war. Dieser Kontrast gefiel uns besonders. Nur wenige Schritte von den vollen Plätzen entfernt, und doch hatte man das Gefühl, in einer kleinen Oase zu stehen.
Ein kurzer Moment zum Durchatmen, bevor wir weitergingen und damit den letzten Abschnitt unseres Rundgangs in Helsinki einleiteten.
Am Ende unseres Rundgangs standen wir schließlich direkt vor dem berühmten Havis-Amanda-Brunnen. Die bronzene Meerjungfrau, die 1908 von Ville Vallgren geschaffen wurde, ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern längst ein Symbol Helsinkis.
Umgeben wird die zentrale Figur von vier spielenden Seelöwen, die Wasser in hohen Bögen spritzen. Ein lebendiges, fast heiteres Ensemble. Bei seiner Enthüllung sorgte die Skulptur für Diskussionen, manche empfanden sie als zu freizügig für den öffentlichen Raum. Heute aber ist sie ein fester Bestandteil der Stadtidentität und einer der beliebtesten Treffpunkte überhaupt.
Besonders berühmt ist der Brunnen für das alljährliche Ritual am 1. Mai (Vappu). Dann setzen Studenten der Statue eine weiße Mütze auf, begleitet von ausgelassenem Feiern, Musik und Tanz. Ein Brauch, der sich fest ins kulturelle Leben Finnlands eingeschrieben hat.
Als wir davorstanden, war es zwar kein sonniger Frühlingstag, sondern eher ein grauer, regnerischer Moment. Doch selbst so strahlte die „Amanda“ eine ganz eigene Eleganz aus und zeigte uns noch einmal, wie eng in Helsinki das Meer, die Kunst und das städtische Leben miteinander verwoben sind.
Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag hat uns Helsinki eine facettenreiche Mischung geboten. Klassizistische Plätze, orthodoxe Kuppeln, moderne Straßenzüge und dazwischen immer wieder das Meer. Auch wenn das Wetter an diesem Tag nicht auf unserer Seite war und wir manches nur im Vorüberfahren sehen konnten, hat die Stadt Eindruck hinterlassen.
Gerade die Kontraste zwischen Historie und Moderne, zwischen belebten Plätzen und stillen Momenten, machten diesen Besuch besonders. Helsinki präsentierte sich uns nordisch kühl und gleichzeitig herzlich offen. Für uns steht fest, diese Stadt verdient definitiv mehr Zeit und wir nehmen uns fest vor, eines Tages zurückzukommen, vielleicht bei Sonnenschein, um ihre vielen Gesichter noch intensiver zu erleben.
Von hier aus führte uns unser Weg zurück zur Haltestelle, mit dem Bus zurück zum Schiff und damit weiter in Richtung des nächsten Ziels unserer Reise. Es ging weiter für uns nach Stockholm.
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