Lettland gehört zu den drei baltischen Staaten und liegt eingebettet zwischen Litauen im Süden, Estland im Norden und der Ostsee im Westen. Das Land ist kleiner als Bayern, aber reich an Natur, Kultur und Geschichte und das spürt man auch in seiner Hauptstadt Riga.
Riga liegt direkt an der Mündung der Daugava in die Ostsee und zählt rund 600.000 Einwohner. Damit ist sie nicht nur das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Lettlands, sondern auch die größte Stadt im gesamten Baltikum. Gegründet wurde Riga bereits im Jahr 1201 und diese lange Geschichte ist in der ganzen Altstadt spürbar. Hanseatisches Erbe trifft hier auf Jugendstil, mittelalterliche Gassen auf moderne Lebensart.
Seit 1997 gehört Rigas Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe und das absolut zu Recht, denn kaum eine Stadt vereint so viele Epochen auf so engem Raum. Gleichzeitig spürt man in Riga eine angenehme Ruhe. Keine Hektik, keinen großen Lärm, dafür offene Menschen, gutes Essen und jede Menge kleiner Entdeckungen zwischen den Mauern der Vergangenheit.
Gegen sieben Uhr morgens gleitet unser Schiff langsam über die Daugava in Richtung Riga. Die Sonne steht noch tief, ihr Licht lässt das Wasser silbern glänzen und taucht die Stadt in einen sanften, fast filmreifen Schimmer. Am Ufer ziehen vereinzelte Kräne, kleine Werften und das satte Grün der Bäume vorbei. Eine Szenerie, die so viel ruhiger wirkt als man es von einer Hauptstadt erwarten würde.
Langsam schiebt sich die Silhouette Rigas ins Bild. Die schlanken Türme der Altstadt ragen in den Himmel, dahinter das markante Hochhaus der Lettischen Akademie der Wissenschaften, der Fernsehturm und die weit geschwungene Eisenbahnbrücke über den Fluss. Die Stadt scheint auf dem ersten Blick noch zu schlafen, und genau das machte diesen Moment so besonders.
Es ist einer dieser Augenblicke, in denen man kaum glauben kann, dass man gerade wirklich unterwegs ist, irgendwo zwischen Ankommen und Staunen. Riga begrüßt uns mit Weite, Licht und einer eleganten Ruhe.
Während wir langsam entlang der Daugava in Richtung des Anlegers fahren, eröffnet sich ein faszinierender Blick auf die andere Uferseite. Wir Blicken auf das moderne Riga, auf die Vanšu-Brücke und die lettische Nationalbibliothek. Auch Rigas neue Silhouetten mit Hochhaus, Riesenrad und Weitblick lassen sich entdecken.
Es ist dieser Moment am frühen Morgen, wenn sich das Sonnenlicht in den Glasfassaden spiegelt, das Wasser noch ruhig ist und man selbst einfach nur am Geländer steht und staunt.
Nach dem Festmachen der AIDAmar verlassen wir das Schiff und laufen über den Anleger in Richtung Vanšu-Brücke. Von hier oben hat man nicht nur einen tollen Blick zurück auf das Schiff, sondern auch schon einen ersten Eindruck von der Weite und Offenheit Rigas. Wir machen ein paar Aufnahmen, genießen den Moment und dann geht es los.
Wie schon in Visby haben wir uns auch hier für einen Ausflug auf eigene Faust entschieden. Ganz entspannt, zu Fuß, einfach mit dem iPhone in der Hand und den Apple Karten als Wegweiser. Riga scheint dafür wie gemacht, kompakt, gut zu laufen und voller spannender Entdeckungen, die sich ganz ohne Tourbus oder Zeitdruck erleben lassen.
Unser erstes Ziel ist das berühmte Jugendstilviertel von Riga, auch bekannt als das Art Nouveau District rund um die Elizabetes iela und Alberta iela. Schon nach wenigen Minuten tauchen wir in eine andere Zeit ein. Hier reihen sich prachtvolle Fassaden aneinander und jede einzelne scheint ein eigenes Kunstwerk.
Riga gilt als eine der bedeutendsten Jugendstilstädte Europas. Fast 40 % aller Gebäude im Stadtzentrum sind in diesem Stil errichtet worden. Das liegt vor allem daran, dass die Stadt um 1900 einen regelrechten Bauboom erlebte und das genau zu einer Zeit, als der Jugendstil in voller Blüte stand.
Kein Haus gleicht dem anderen, und doch ergibt sich ein faszinierendes Gesamtbild voller Fantasie, Ausdruck und Eleganz.
Wir schlendern langsam die Straße entlang, machen Bilder, staunen. Riga zeigt sich hier wohl eher von seiner opulentesten Seite und das ganz ohne Eintrittskarte oder Andrang.
Nach dem Jugendstilviertel lassen wir uns weiter treiben und irgendwann spüren wir, dass wir mittendrin sind in der Altstadt von Riga. Die Gassen werden enger, das Pflaster unebener, und die Fassaden wechseln von prachtvoll zu charmant. Alles wirkt kleiner, verwinkelter und gleichzeitig lebendig.
Wir folgen einfach unserem Gefühl, biegen hier ab, bleiben da stehen, entdecken dort ein kleines Café oder einen Straßenmusiker.
Rigas Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und das merkt man auch. Nicht, weil alles perfekt herausgeputzt wäre, sondern weil hier Geschichte atmet. Gotische Kirchen, hanseatische Speicher, enge Innenhöfe, bunte Fassaden all das mischt sich zu einem Stadtbild, das sich nicht erklären lässt, sondern erlebt werden will.
Wir genießen es, dass wir nichts müssen. Kein Stadtplan, kein Tourguide nur der Moment und der Weg, den wir gerade gehen. Riga schenkt einem genau das, Zeit zum Schauen, ohne Eile.
Auch in Riga gilt für uns wieder, wir machen keine Fotoreise. Es geht nicht um das perfekte Bild, nicht um möglichst viele Sehenswürdigkeiten. Was wir suchen, sind besondere Momente für uns selbst, Augenblicke die uns etwas sagen, die wir für uns festhalten wollen. Nicht für Likes oder Reichweite, sondern fürs Erinnern an einen tollen Tag in einer tollen Stadt.
Genau so ein Ort liegt jetzt vor uns. Der Rigaer Dom, eine der bekanntesten Kirchen des Landes und Mittelpunkt der Altstadt. Der Platz davor ist weit, sonnendurchflutet und gar nicht so voll wie wir es erwartet haben. Eine Baumkrone spendet Schatten, ein paar Bänke laden zum Verweilen ein.
Der Dom selbst stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und vereint verschiedene Baustile. Romanische Rundbögen, gotische Fenster, barocke Turmhaube. Mehrmals wurde er umgebaut, ergänzt, verändert und genau das macht wohl seinen Charme heute aus.
Im Inneren befindet sich eine der größten Orgeln Europas, doch wir betreten das Gebäude nicht. Es reicht uns, draußen zu sein, die Ruhe zu genießen und einfach den Moment zu erleben. Der Platz vor dem Dom ist wie ein kleines Stück Stadt, das nur für uns da zu sein scheint. Kein Trubel, keine Hektik nur Sonne, Stein und Geschichte.
Bevor wir zur Bootsanlegestelle zurückkehren, führt uns unser Weg noch zu einem der fotogensten Orte Rigas. Es geht zum Schwarzhäupterhaus. An diesem Gebäude kommt man einfach nicht vorbei, wenn man in Riga unterwegs ist.
Es steht auf dem Ratsplatz und ist ein echtes Juwel der Stadt. Ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaut, diente es der Bruderschaft der Schwarzhäupter, einem Zusammenschluss unverheirateter Kaufleute. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und erst in den 1990er-Jahren originalgetreu wieder aufgebaut, inklusive der kunstvollen Fassade mit ihren Figuren, Verzierungen und dem auffälligen Uhrenturm.
Besonders spannend ist der Kontrast zu den modernen Bauten ringsum. Glasfassaden, klare Linien und mittendrin dieser Hauch von Mittelalter und Renaissance.
Wir verweilen kurz, schauen uns das Ensemble an, beobachten die kleinen Touristengruppen, die hier starten und auch wenn die Kulisse fast ein bisschen zu perfekt wirkt, sie erzählt eben doch ihre ganz eigene Geschichte.
Ganz in der Nähe des Doms entdecken wir noch eine kleine Überraschung. Die Bremer Stadtmusikanten, allerdings in einer ganz besonderen Version. Statt brav aufeinander gestapelt, wie wir es aus Märchenbüchern kennen, blicken Esel, Hund, Katze und Hahn mit weit aufgerissenen Augen durch ein schmales Tor und das so ziemlich erschrocken.
Die Bronzeskulptur wurde 1990 von Christa Baumgärtel als Geschenk der Stadt Bremen an Riga überreicht, als Symbol der Freundschaft und Hoffnung in einer Zeit des Umbruchs. Die gespreizten Beine und offenen Münder der Tiere stehen für die Schrecken des Eisernen Vorhangs, durch den sie gerade blicken. Ein starkes Bild auch heute noch.
Wir bleiben kurz stehen, streichen wie viele Besucher über die glänzende Schnauze des Esels, und nehmen diesen stillen Moment mit. Riga hat wohl viele Gesichter und manchmal verstecken sich die stärksten Botschaften in den kleinsten Ecken.
Mitten im Herzen der Stadt steht eines der eindrucksvollsten Wahrzeichen Lettlands, dass Freiheitsdenkmal. Schlank ragt es in den Himmel, gekrönt von einer Frauenfigur mit drei goldenen Sternen in den Händen. Das Symbol für die historischen Regionen Kurland, Livland und Lettgallen.
Errichtet wurde das Denkmal im Jahr 1935 zur Erinnerung an die Unabhängigkeit Lettlands nach dem Ersten Weltkrieg. Während der sowjetischen Besatzung war es ein stiller Ort des Widerstands. Heute steht es für Freiheit, Selbstbestimmung und nationale Identität und ist ein fester Bestandteil des Stadtbilds.
Der Platz rundherum wirkt aufgeräumt, ruhig, fast feierlich. Keine Absperrungen, kein Trubel. Menschen gehen vorbei, bleiben stehen, schauen hinauf, so auch wir. Es ist einer dieser Orte, die nicht viel erklären müssen, sie sprechen einfach für sich.
Direkt am Freiheitsdenkmal steht auch der der bekannte RIGA-Schriftzug, mitten im Herzen des Stadtzentrums. Die großen weißen Buchstaben sind längst ein beliebtes Fotomotiv aber was uns besonders gefällt, ist das kleine Detail auf dem „A“.
Dort sitzt eine Katze, die neugierig in die Ferne blickt. Nicht zu groß, nicht zu auffällig aber sympathisch und irgendwie typisch Riga, charmant, verspielt, ein bisschen anders.
Der Schriftzug steht in unmittelbarer Nähe des Basteiparks, einer grünen Oase mit altem Baumbestand, kleinen Brücken und verschlungenen Wegen. Ganz spontan entscheiden wir uns, den Park zu besuchen.
Nur wenige Meter weiter entdecken wir den kleinen Bootsanleger am Kanal und ehe wir uns versehen, spricht uns jemand an ob wir eine Stunde mitfahren möchten. Spontan buchen wir uns eine Rundfahrt und genießen Riga einfach nochmal vom Wasser aus.
Die Sonne steht hoch am Himmel, als unser kleines Ausflugsboot langsam den Stadtkanal entlanggleitet. Gleich zu Beginn fahren wir auf einen Springbrunnen zu, der in einem weiten Strahl Wasser in alle Richtungen sprüht. Umgeben vom satten Grün des Parks wirkt die Szene wie aus einem Bilderbuch, ruhig, leicht verspielt und einfach schön.
Langsam verlassen wir die Schatten des Parks, passieren mehrere kleine Brücken und steuern in Richtung Markthallen von Riga. Schon von weitem fallen uns die gewölbten Dachkonstruktionen auf. Was aussieht wie ein Mix aus Bahnhof und Zeppelinhalle, war ursprünglich tatsächlich Teil eines Luftschiffhangars der deutschen Armee. Später wurde dann alles umfunktioniert zu einem der größten Marktplätze Europas. Heute pulsiert hier das Leben. Obst, Fisch, Fleisch, Kleidung, Handwerk und die Hallen sind ein echtes Stück Alltag inmitten der historischen Stadt.
Dann öffnet sich der Kanal und wir gleiten hinaus auf die Daugava. Plötzlich wird alles weiter. Der Wind wird spürbar, die Geräusche leiser. Und am Horizont ragt er in den Himmel: der Fernsehturm von Riga.
Mit seinen 368,5 Metern ist er das höchste Bauwerk im Baltikum und übrigens der dritthöchste Fernsehturm Europas. Er steht auf der Insel Zakusala, mitten im Fluss, und wirkt durch seine schlanke, dreibeinige Konstruktion fast futuristisch. Noch ist der Turm für Besucher geschlossen, aber eine Wiedereröffnung mit Aussichtsetage ist wohl geplant.
Wir fahren weiter auf der Daugava entlang und der Blick öffnet sich zur Lettischen Nationalbibliothek. Einem Gebäude, das sofort auffällt und trotzdem nicht laut wirkt.
Die Einheimischen nennen sie „Schloss des Lichts“. Ein poetischer Name für eine moderne Idee. Bildung als Leuchtturm, Wissen als Kraftquelle. Die Architektur ist markant, kantig, fast futuristisch und doch passt sie irgendwie zur Stadt.
Entworfen wurde das Gebäude vom bekannten Architekten Gunnar Birkerts, einem gebürtigen Letten, der den Entwurf als Symbol für die kulturelle Identität seines Landes verstand. Die Form erinnert an einen Berg, genauer gesagt an den „Gläsernen Berg“ aus einer alten lettischen Sage, ein Ort, an dem alles Wissen der Welt bewahrt werden soll.
Riga zeigt hier seine moderne, fast verspielte Seite, im starken Kontrast zur historischen Altstadt auf der anderen Seite des Flusses.
Es ist ein kurzer, aber bleibender Moment auf unserer Fahrt, ein stilles Staunen über eine Stadt, die mehr Facetten hat, als man auf den ersten Blick vermutet.
Unser Boot gleitet weiter flussaufwärts. Vor uns spannt sich die Vanšu-Brücke wie ein Fächer aus Stahlseilen über die Daugava. Sie verbindet das westliche und östliche Ufer der Stadt. Modern, funktional, aber auch ästhetisch beeindruckend.
Die Konstruktion wirkt aus der Nähe noch imposanter. Ein einziger Pylon, von dem sich Dutzende Stahlseile wie Spinnfäden nach links und rechts ziehen. Die Brücke wurde 1981 eröffnet und gilt bis heute als eines der markantesten Bauwerke der Stadt. Fußgänger, Autos, Straßenbahnen, alles läuft hier über einen Punkt zusammen.
Links neben der Brücke ragt das Swedbank-Hochhaus in den Himmel. Ein Glasbau mit scharfer, geschwungener Kante. Hier zeigt sich Rigas moderne Seite, kühl, klar und fast ein wenig skandinavisch.
Ein paar Möwen kreisen über dem Wasser, das Boot zieht ruhig seine Bahn. Auch jetzt bleibt die Fahrt angenehm leise. Keine überladene Erklärung, keine Eile. Nur der Moment, das Licht und die leise Bewegung auf dem Fluss.
Langsam geht es zurück auf den Stadtkanal. Vorbei an Brücken und unter dem grünen Blätterdach des Basteiparks. Die Stimmung ist ruhig, fast schon verträumt, als wolle Riga uns noch ein paar letzte Bilder mit auf den Weg geben.
Am Anleger im Park endet unsere Bootsfahrt. Von hier sind es nur wenige hundert Meter zurück zur Vanšu-Brücke und damit auch zurück zu AIDAmar.
Wir hätten noch einiges an Zeit gehabt aber wir verspüren keinen Drang, noch mehr sehen zu müssen. Wir sind zufrieden, auch nicht erschöpft, sondern erfüllt und dankbar.
Riga hat uns viel gezeigt an diesem Tag. Die Altstadt mit ihren Gassen, der Jugendstil mit seiner Pracht, das Wasser, das Weite schafft und Orte wie das Freiheitsdenkmal, die still sprechen.
Trotzdem bleibt da das Gefühl, dass diese Stadt noch mehr bereithält. Wir heben uns gern noch ein bisschen was auf. Für später, für ein Wiedersehen.
Pünktlich um 17:00 Uhr verlässt AIDAmar den Hafen von Riga. Wir stehen aauf unserem Balkon und blicken zurück. Zurück auf eine Stadt, die uns unglaublich gefallen hat.
Die Skyline von Riga mit ihren schlanken Türmen, warmem Licht auf den Dächern und der ruhigen Daugava, die sich wie ein blaues Band durch die Stadt zieht. Es ist ein Abschied mit Weite, wie so oft in diesen Tagen aber ohne Eile, ohne Wehmut, sondern mit einem stillen und glücklichen Lächeln.
Unser Tag in Riga war kein Wettrennen zu allen Sehenswürdigkeiten dieser tollen Stadt. Er war für uns einfach geprägt von wunderbaren Momenten:
– dem ersten Licht am Morgen auf dem Fluss
– dem Glanz der Jugendstilfassaden,
– den leisen Gassen der Altstadt,
– einem spontanen Bootsausflug
– und dem Gefühl und dem Wissen, dass wir längst nicht alles gesehen haben.
Vielleicht muss man Riga gar nicht komplett „erleben“, um es zu mögen. Vielleicht reicht es, sich einzulassen auf eine Stadt, die nicht laut ruft, aber viel zu erzählen hat.
Voller Eindrücke und mit großer Vorfreude blicken wir nun nach vorn, denn Tallinn wartet auf uns. Dennoch wissen wir ganz sicher auch Riga hat einen Platz in unserem Reiseherz gefunden. Ganz leise, ganz ehrlich und wunderbar stilvoll.
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