Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich einen solchen Blog schreiben soll. Schließlich ist das Thema Kreuzfahrt eines, bei dem die Meinungen doch sehr weit auseinandergehen. Für die einen ist es die schönste Art zu reisen, für die anderen der heraufbeschworene Untergang der Erde. Wie so oft in der heutigen Zeit gibt es nur Schwarz und Weiß und keine Farben dazwischen. Dennoch habe ich mich auch hier, wie ja in der Vergangenheit auch auf unserem YouTube-Kanal dazu entschieden über unsere Erfahrungen die wir auf mittlerweile zwei Reisen machen durften und konnten zu berichten.
In meiner Jugend habe ich die Sommer oft in Dänemark auf einem Zweimaster, also einem privaten Segelschiff, verbracht. Ein Bekannter lud mich und Kumpels, aber auch später meine Familie und selbst meine heutige Frau immer wieder auf sein Schiff ein, und so segelten wir oft von Augustenburg nach Sonderburg. Wir machten Ankerstopps in kleinen Badebuchten oder lagen einfach nur in Häfen und nutzten das Schiff als Unterkunft. So entstand schon damals irgendwie eine Liebe zum Meer und zur Schifffahrt. Wellengang und all diese Dinge haben mich nie gestört aber das sollte sich später noch ändern, dazu aber mehr an anderer Stelle.
Im ersten Teil dieser Blogreihe möchte ich über das eigentliche Thema Kreuzfahrt schreiben über meine Gedanken und meine Sichtweise auf dieses ganze Thema. Ich möchte auch erzählen, wie es bei uns überhaupt dazu kam, dass Kreuzfahrten irgendwann doch interessant wurden und warum wir in diesem Jahr, trotz einiger Bedenken, bereits unsere dritte Kreuzfahrt antreten werden.
Ich war eigentlich immer ein Gegner dieser Reiseform. Allein wenn man sieht, was da aus dem Trichter, also dem Schornstein, kommt, macht man sich einfach seine Gedanken. Ich denke, jeder, der schon mal in einem Industriehafen unterwegs war, weiß, was ich meine. Man sieht es ja nicht nur, man riecht es auch und das ist etwas, worüber ich mir immer Gedanken gemacht habe und bis heute auch noch mache.
Ich fange aber mal etwas weiter vorn an, um dem Ganzen auch ein wenig Raum zu geben. Mitte der 90er Jahre habe ich aus beruflichen Gründen ein gutes Jahr in Hamburg gelebt. Meine damalige Freundin und heutige Frau hat mich in dieser Zeit oft in Hamburg besucht. Unsere gemeinsame Freizeit verbrachten wir oft an der Elbe und hier im Speziellen an den Landungsbrücken. Aber auch der kleine Leuchtturm in Blankenese war immer mal wieder ein Ziel unserer Spaziergänge. Große, vorbeifahrende Schiffe waren schon immer etwas, das uns fasziniert hat. Ich gebe zu, meine Frau mehr als mich aber dennoch war es auch für mich immer schön.
Damals steckte das Thema Kreuzfahrt noch eher in den Kinderschuhen und war gutbetuchten Leuten vorbehalten. Entsprechend wenige Kreuzfahrtschiffe sah man damals auf der Elbe.
Auch nach meiner Zeit in Hamburg zog und zieht es uns immer wieder in diese wunderschöne Stadt, mal einfach nur für ein verlängertes Wochenende, mal zu einem Ereignis im Hafen wie den Hafengeburtstag oder auch einfach mal nur für ein Konzert. Was aber immer dazugehört, sind die Landungsbrücken und dort dann immer eine Portion Pommes und ein Hafenbier. Man könnte sagen, das ist bereits eine Art Tradition bei uns geworden. Einmal im Jahr muss das mindestens sein.
Eigentlich mag ich keine Städte, aber Hamburg und Dresden sind da zwei ganz besondere Ausnahmen, die ja auch eine Gemeinsamkeit haben, die Elbe. Mittlerweile haben wir aber auch in Norwegen ein paar Städte erleben dürfen, die uns sehr gefallen haben, diese haben wir allerdings erst durch unsere Schiffsreisen entdeckt.
Uns ist Urlaub mittlerweile sehr wichtig. Früher stellte sich oft die Frage, Fliegen oder Deutschland? Ich muss gestehen, ich fühle mich in Flugzeugen und während eines Fluges absolut nicht wohl. Ich würde es nicht unbedingt als extreme Flugangst bezeichnen, aber es ist auch nichts, was ich gern mache.
Die letzten Jahre verbrachten wir unseren Jahresurlaub mal in Ägypten, mal machten wir eine komplette Deutschlandtour mit dem Auto, es ging von Helgoland bis rauf auf die Zugspitze. Wir waren auf der griechischen Insel Kos, waren in Österreich in den Bergen und dann zuletzt sehr oft an der Ostsee, mal am Darß, mal auf Rügen oder auch in Eckernförde, was man gut mit Hamburg verbinden konnte. Diese Reisen fanden mit dem Flugzeug, aber in erster Linie mit dem Auto statt und sie waren alle auf ihre Art immer sehr schön.
Mit den Jahren kam aber immer mehr das Thema Kreuzfahrt auf. Es war seit Langem ein großer, wenn nicht sogar der größte Wunsch meiner Frau, einmal eine Kreuzfahrt mit einem Schiff der Kussmundflotte zu machen. Kussmundflotte ist übrigens der Kosename der Reederei AIDA.
Ich habe das immer geblockt. Ich hatte als erstes immer den Gedanken, die arme Umwelt. Dann den Gedanken, da muss ich zu den Mahlzeiten immer Smoking tragen. Aber auch die Vorstellung, dass sich auf so einem Schiff viel zu viele Menschen aufhalten und man einfach keinen Platz für sich hat. Alles Dinge, die mich im Vorfeld beschäftigt haben.
Aber und das gehört zur Wahrheit, da war auch immer das Thema Reisepreis und alles, was dann noch dazu kommt. Ich sag mal so, dass muss man sich erst einmal leisten wollen, aber unterm Strich eben auch leisten können. Am Ende sprechen wir ja hier „nur“ von ein paar Tagen Urlaub und nicht von einem neuen Auto, einer Kamera oder einem neuen Fernseher, von dem man jeden Tag etwas hat.
Bei mir in der Firma gab es jemanden, zu dem ich immer einen sehr guten Draht hatte, eigentlich vom ersten Tag an und dem ich auch extrem viel zu verdanken habe. Immer wenn es um das Thema Urlaub ging, schwärmte er immer und immer wieder von seinen Kreuzfahrten. Er hatte schon einige Reisen hinter sich und liebte es wohl einfach, an fast jedem neuen Tag an einem anderen Ort zu sein und diesen zu entdecken.
Immer wieder brachte ich meine persönlichen Bedenken gegenüber dieser Reiseform zum Ausdruck, aber im Gegensatz zu vielen anderen meinte er immer nur: Ich kann dir das nicht erklären, dass versteht man erst, wenn man es selbst gemacht hat, wenn man sich mit Leuten an Bord ausgetauscht hat und auch mal mit Crewmitgliedern in Kontakt gekommen ist. Vieles von dem, was man hört und liest, seien vorgefertigte Meinungen, die nicht immer der Wahrheit entsprechen. Etwas anderes seien wiederum individuelle und persönliche Eindrücke aber auch die könne man sich eigentlich nur dann bilden, wenn man es selbst erlebt hat.
Dennoch gab er in unseren Gesprächen immer drei Punkte an, über die wir einmal nachdenken sollten:
Wenn man in Warnemünde oder Hamburg im Hafen steht, mag man kaum glauben, dass tatsächlich nur 1 % aller Schiffe Kreuzfahrtschiffe sind aber genau das lässt sich überall im Netz nachlesen. Natürlich nicht auf Seiten, die diese Reiseform grundsätzlich schlecht dastehen lassen wollen.
Wichtig zu wissen ist auch, eine Flugreise ist nicht umweltfreundlicher als eine einwöchige Kreuzfahrt. Das mag im ersten Moment überraschen aber im Flieger sitzt man nur ein paar Stunden seines einwöchigen Urlaubs. Auf dem Schiff hingegen ist man die gesamte Zeit, schließlich ist es ein schwimmendes Hotel. Rechnet man die Verbräuche gegeneinander auf und teilt sie durch die Anzahl der Passagiere, relativiert sich vieles.
Natürlich gibt es noch andere Faktoren, die in die Umweltbilanz einer Kreuzfahrt einfließen aber das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Unterm Strich kann man sagen: Sieben Tage Kreuzfahrt zu zweit in einer Kabine, auf einem ausgebuchten Schiff mit rund 3.000 Gästen, ab Deutschland ist nicht umweltschädlicher als eine einwöchige Flugreise zu zweit auf die Kanaren. Natürlich ebenfalls ab Deutschland. Dieser Vergleich bezieht sich auf den kombinierten Schiffsbetrieb mit Schweröl und Diesel ohne Landstrom in den Häfen.
Mittlerweile gibt es jedoch auch Kreuzfahrtschiffe, die mit LNG fahren und immer mehr Häfen sowie Schiffe haben die Möglichkeit, Landstrom anzubieten und auch zu nutzen. Auch sogenannte Gaswäscher kommen zum Einsatz, interessanterweise ausschließlich bei Kreuzfahrtschiffen und sie können den schädlichen Ausstoß um bis zu 7 % reduzieren.
Bestellt man sich hingegen etwas bei Temu oder vergleichbaren Anbietern, deren Waren per Containerschiff um die Welt transportiert werden, schadet man, je nach Häufigkeit, der Umwelt möglicherweise unbewusst mehr, als man sich eingestehen möchte.
Es gibt viele Foto-YouTuber, die zu jedem ihrer Fotospots mit dem Auto fahren, wir hingegen nutzen unser Auto so wenig wie möglich. Unser Kfz wird dieses Jahr acht Jahre alt und hat gerade erst die 80.000 Kilometer erreicht. Auch so versuchen wir, bewusst und einigermaßen nachhaltig zu leben. Manchen fällt das schwer zu glauben, weil wir uns eben auch manches leisten aber wir bedienen mit unseren alten Geschichten eben auch immer wieder den Gebrauchtmarkt.
Es gibt ja Leute, die sagen: Ich brauche nichts Neues, ich kaufe nichts Neues, ich nutze den Gebrauchtmarkt, was natürlich super ist. Aber die Frage lautet am Ende dann eben doch, wo kommen diese Dinge eigentlich her?
Naja, ich glaube, ich schweife etwas ab aber was ich damit sagen möchte, wie so oft im Leben gibt es nicht nur die eine Wahrheit und genauso ist es auch beim Thema Kreuzfahrt.
Im Jahr 2023 änderte sich aufgrund privater Umstände ein bisschen unsere Einstellung zum Leben. Mein Kollege, von dem ich oben sprach, erkrankte schwer und schaffte es am Ende leider auch nicht. Nach seiner Trauerfeier fasste ich für mich den Entschluss, dass es zwar wichtig ist, ein bisschen was an Geld auf der Habenseite zu haben aber dass es nicht das Wichtigste ist und auch nicht das Wichtigste sein darf. Dass man sich auch mal etwas gönnen sollte, sein Leben leben sollte, schließlich hat man nur dieses eine und dass man, wenn man es kann, versuchen sollte, sich Träume zu erfüllen. Unbedingt sogar.
Ich hatte es eingangs ja schon erwähnt, einer der größten Träume meiner Frau war es, einmal eine Kreuzfahrt zu machen und ich machte mich daran, ihr diesen Wunsch nach den nicht so schönen Ereignissen im laufenden Jahr 2023 zu erfüllen. Schließlich macht sie meinen ganzen Irrsinn rund um meine Leidenschaft für Video- und Fotografie schon seit Jahren mit und ist mittlerweile sogar selbst aktiv mit dabei.
Was für mich aber klar war, wenn Kreuzfahrt, dann definitiv ab Deutschland. Auch die Reederei stand fest, wenn überhaupt, dann musste es ein Kussmundschiff sein und es sollte die Möglichkeit für Landstrom an Bord haben.
Als Reiseziel hatte ich für mich Norwegen auserkoren. Meiner Frau war es eigentlich egal, wohin die Reise geht, Hauptsache Schiff, sag ich mal. Man kann sagen, ihr ging und geht es um die Schiffsreise als solche. Für mich sollte das Schiff eher Mittel zum Zweck sein. Wenn man sich dann für AIDA entscheidet, bieten sich Hamburg, Kiel oder Warnemünde als Startpunkt an. Das Kreuzfahrtterminal in Warnemünde kannten wir und wir wussten, direkt daneben ist der Bahnhof.
Wir haben uns schließlich auf eine 10-tägige Reise in die norwegischen Fjorde ab Warnemünde mit AIDAmar geeinigt.

Unsere Reiseroute mit allen Häfen
Die Reise ging vom 14.08.2023 bis 24.08.2023 und neben Deutschland gab es einen Stopp in Dänemark, fünf in Norwegen und einen in Schweden. Hinzu kamen noch zwei Seetage. Die Reise bucht man übrigens unter der Bezeichnung „Norwegens Fjorde ab Warnemünde“.
Wir hatten eigentlich von nichts einen Plan und buchten uns eine Balkonkabine im sogenannten Variotarif und das Ganze 32 Tage vor Abfahrt. Beim Variotarif ist es so, dass man sich die Kabine nicht selbst aussuchen kann, sie wird einem von der Reederei zugeteilt. Außerdem hat man keine zwei Flaschen Wasser pro Tag kostenlos auf dem Zimmer und es gibt keine kostenlose Umbuchungsmöglichkeit.
Für uns war das alles nicht wichtig, welche Kabine hätten wir denn bewusst buchen sollen, wenn wir doch sowieso keine Ahnung hatten?
Das Schöne an kurzentschlossenen und spontanen Entscheidungen ist ja, man muss nicht lange warten, bis es endlich losgeht.
Kurz vor Reisebeginn bekamen wir digital unsere Tickets und auch die Kabinennummer. Es sollte die Kabine 6223 sein. Nach der Info ging es an die Suche im Internet, wo genau sich unsere Kabine befindet. Neben spannenden Infos fanden wir auch ein paar Berichte zu dieser Kabine. Die Sechs am Anfang steht übrigens für das Deck. Am Ende hatten wir eine recht mittige Balkonkabine auf dem niedrigsten Deck, auf dem es überhaupt Balkone gibt und somit war der Balkon auch etwas größer als normal auf dieser Schiffsklasse (wenn man die höheren Kabinenkategorien mal ignoriert).
Wir hatten nur wenige Meter zum Treppenhaus und den Aufzügen und so dachten wir uns, es hätte uns deutlich schlechter treffen können. Es gab ein paar negative Berichte aber auch viele positive. Bemängelt wurde, dass sich gegenüber ein Hauswirtschaftsraum befindet, in dem es auch mal laut werden kann. Gerade wenn man ausschlafen möchte, könne das störend sein. Wir sind aber Frühaufsteher und haben das Arbeiten in diesem Raum innerhalb der zehn Tage nicht ein einziges Mal vernommen.

Auf dem Bild seht ihr in der oberen Reihe (Backbord), vom Bug aus nach links gesehen, den letzten kleinen grünen Balken in Richtung Heck vor den Rettungsbooten, dass ist die Kabine 6223. Ich kann vorwegnehmen, wir haben uns dort wirklich sehr wohl gefühlt. Die Kabine hat uns sogar so gut gefallen, dass wir sie für unsere Reise im Jahr 2025 direkt im Premiumtarif erneut gebucht haben.
AIDAmar gehört übrigens zur sogenannten Sphinx-Klasse, einer nicht mehr ganz modernen, aber sehr gepflegten und nach wie vor äußerst beliebten Schiffsklasse unter den Kussmundschiffen. Das Schiff wurde 2012 in Dienst gestellt und gehört mit einer Länge von etwas mehr als 250 m eher zu den mittelgroßen Kreuzfahrtschiffen auf unseren Weltmeeren. Uns kam das Schiff damals riesig vor aber welchen Vergleich hatten wir schon?
An Bord finden rund 2.200 Passagiere Platz, und das Schiff verfügt über insgesamt 14 Decks.
Nachdem wir unsere Tickets sicher hatten, buchten wir eine Bahnverbindung von Bitterfeld direkt und ohne Umsteigen nach Warnemünde und natürlich auch wieder zurück. Für diese Hin- und Rückfahrt für zwei Personen haben wir keine 80 € bezahlt. Allein das Parkhaus in Warnemünde hätte schon fast das Doppelte gekostet und das ganz ohne den fossilen Brennstoff, ohne den auch unser Auto nicht fährt.
Die Vorfreude stieg natürlich immer weiter, je näher der 14.08. rückte aber auch die Nervosität nahm zu. Für uns war es wohl das bis dahin größte Reiseabenteuer, dass wir gemeinsam erlebt haben. Klar, die erste Flugreise, das erste Mal zusammen in den Bergen, dass waren auch ganz besondere Reisen oder auch einfach mal nach Hiddensee aber noch nie waren Aufregung und Vorfreude auf einen Urlaub so groß wie bei dieser Reise.
Selbst ich, als noch immer skeptischer Mitreisender, war super aufgeregt, aber auch voller Vorfreude. Neugierig auf alles was kommt, auf Norwegen, auf die Fjorde, auf das Schiff und auf die Reise als solche.
Wie dann der Anreisetag verlief, das lest ihr demnächst im zweiten Teil dieses Blogs.
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